Schwedenfahrt
Letzte Änderung am 6.10.2010
- So, 4. Juli 2010 – Vorbereitungen
- Umbauten am Fahrrad
- Mittwoch, 28. Juli 2010
- Freitag, 30. Juli 2010
- Sonntag, 1. August 2010
- Montag, 2. August 2010 – Zugfahrt von München nach Köln
- Dienstag, 3. August 2010 – Köln bis Nykøbing/Falster, 46,4 km
- Mittwoch, 4. August 2010 – Nykøbing/Falster bis Køge, 109 km
- Donnerstag, 5. August 2010 – Køge bis Helsingør, 82 km
- Freitag, 6. August 2010 – Helsingør bis Örkeljunga, 65 km
- Samstag, 7. August 2010 – Örkeljunga bis Unnaryd, 92 km
- Sonntag, 8. August 2010 – Unnaryd bis Hestra, 62 km
- Montag, 9. August 2010 – Hestra bis Ulricehamn, 52 km
- Dienstag, 10. August 2010 – Ulricehamn, 8 km
- Mittwoch, 11. August 2010 – Ulricehamn bis Langared, 92 km
- Donnerstag, 12. August 2010, Langared bis Frederikshavn, 83 km
- Freitag, 13. August 2010 – Fredrikshavn bis Nibe, 95 km
- Samstag, 14. August 2010 – Nibe bis Vinderup, 94 km
- Sonntag, 15. August 2010 – Vinderup bis Hjerl Hede und zurück, 14 km Rad und 4,5 km in Hjerl Hede
- Montag, 16. August 2010 – Vinderup bis Söndervig, 75 km
- Dienstag, 17. August 2010 – Söndervig bis Henne Strand, 58 km
- Mittwoch, 18. August 2010 – Henne Strand
- Donnerstag, 19. August 2010 – Henne Strand bis Skærbæk, 96 km
- Freitag, 20. August 2010 – Skærbæk bis Husum, 110 km
- Samstag, 21. August 2010 – Husumer Stadtrundfahrt, 7,4 km
- Sonntag, 22. August 2010 – Fotos, 2,4 km
- Dienstag, 24. August 2010 – Husum bis München
So, 4. Juli 2010 – Vorbereitungen »
Noch selten habe ich meinen Sommerurlaub so lange vorbereitet – und noch selten waren die Vorbereitungen so teuer! Aber ich habe ein ehrgeiziges Ziel: Ich will meine gesamte Ausrüstung in den Kofferraum meines Toxy ZR reinbekommen. Der Kofferraum hat nur 70 Liter Volumen, was zwar nach recht viel klingt, aber nicht ist. Im Gegensatz zu Packtaschen ist so ein Kofferraum starr und dadurch geht recht viel Platz verloren.
Die größten Platzverbraucher sind auch gleichzeitig die Großen Drei: Zelt, Schlafsack, Isomatte. Alle drei habe ich ausgetauscht: Das Zelt ist winzig und wiegt nur 1000 Gramm, der Schlafsack lässt sich auf ein sinnlos kleines Maß zusammenpacken ("Yeti"!). Die Isomatte ist selbst aufblasbar und auch der Länge nach faltbar. So eine selbst aufblasende Matratze ist zwar schwer, aber viel kleiner als eine "normale" Isomatte aus Schaumstoff. Letztere hätte ich nie in diesen kleinen Gepäckraum im Toxy untergebracht. Dessen Hauptproblem ist ja, dass er sich größtenteils in zwei Bereiche teilt, getrennt durch das Hinterrad.
Nächstes Stichwort: Klamotten! Die Regenjacke ist ein großes Problem auf einem Liegerad, da man ja auf dem Rücken liegt und sich bei Regen eine Pfütze auf dem Bauch bildet und das Wasser dieser Pfütze sich natürlich ultimativ einen Weg durch den Reißverschluss zum Bauch hin sucht. Die einzige Lösung ist, dass man auf einen Reißverschluss an dieser kritischen Stelle verzichtet. Die Firma K-Way hatte früher mal für ca. 50 DM Regenjacken, in die man reinschlüpfte. Deren Nachteil war aber, dass sie wie eine Taschensauna wirkten, da sie keinerlei Durchlüftung besaßen. Für den achtfachen Preis bekommt man solch eine Schlüpfjacke mittlerweile von der Firma "North Face". Der Vorteil hier ist, dass die Jacke atmungsaktiv als auch äußerst klein verpackbar. Als Regenhose werde ich dieses Jahr einfach eine kurze Neoprenhose ausprobieren. Ob dieses Experiment erfolgreich ist, wird sich zeigen…
Aber auch an anderen Ecken habe ich abgespeckt: Die digitale Spiegelreflexkamera bleibt – schweren Herzens – daheim; dafür nehme ich meine neue Kompakte mit: eine Ixus 200 mit 12-Megapixel-Sensor. Ob ich statt der Hartschale deren Unterwasser-Gehäuse mitnehme, weiß ich noch nicht. Das ist eine der Variablen im Packszenario. Ich kann, muss aber nicht. Die "Küche" habe ich auch abgespeckt und statt der starren Plastikkiste einen evakuierbaren Ortlieb-Beutel besorgt; einen weiteren derartigen Beutel habe ich für die Klamotten. Die lassen sich nun und dadurch auf ein aberwitzig kleines Maß zusammenpressen!
Aber jetzt erst einmal ein paar Bilder…

In dieser Ortlieb-Tasche befindet sich meine Kleidung. Genial ist das Ventil, mit dem man den Sack nach dem Befüllen und Verschließen noch komprimieren kann. Platznot ist ja das Hauptthema der Reise.

Wenn ganz am Schluss noch Platz übrig sein sollte, nehme ich das Unterwassergehäuse mit. Die Kamera kommt gleich da rein und bleibt da auch drin. Das UW-Gehäuse ist bis 60 Meter wasserdicht und die Kamera habe ich vorne ums Objektiv rum mit schwarzem Stift angemalt, damit keine Reflektionen mehr auftreten.

Ansonsten behelfe ich mir doch mit der Fototasche. So, wie auf den Bildern geht das natürlich nur bei gutem Wetter.
Und da ich unbedingt wieder einen Hocker mitnehmen möchte, musste auch hier natürlich ein Neuer her:

Zu lang und zu schwer; über ein Kilogramm wiegt der Hocker von Quechua.
Rechts: Schon besser; nur halb so groß dank Teleskopbeinen und knapp 700 Gramm schwer. Falls der Platz doch zu knapp werden sollte, bleibt er halt daheim.

Ein neues Tarp musste natürlich auch her, da das alte zu groß, zu sperrig und zu schwer war. Außerdem war es an einer Ecke schon eingerissen. Naja, nach mindestens 12 Jahren darf das schon mal passieren. Das neue Tarp ist aus demselben Material wie die Hilleberg-Zelte; es lässt sich klein zusammenlegen, ist aber äußerst glitschig. Auf dem Bild nebenan habe ich noch eine Öse für die Aufstellstange nachgerüstet.
Umbauten am Fahrrad »
Was im Moment noch fehlt, ist das Zelt selbst und die Neoprenhose, die ich statt Regenhose verwenden will. Ich hatte die zwar schon da, aber sie war zu klein, so dass ich sie zurücksenden musste. Die neue ist schon unterwegs.
Mittwoch, 28. Juli 2010 »

Nachdem ich seit Mitte Juni ein leichtes VauDe-Zelt bestellt hatte, das aber diese Woche immer noch nicht lieferbar war, habe ich am Montag kurzfristig umdisponiert und mir ein Akto von Hilleberg bestellt. Endlich kam heute mein Zelt an! Ich habe es natürlich gleich aufgebaut und darin übernachtet. Den neuen Schlafsack und die neue Isomatte konnte ich so auch gleich ausprobieren.
Freitag, 30. Juli 2010 »
Mein Gerümpel passt nicht ins Toxy ZR!
So eine Kacke, aber so isses!
Sonntag, 1. August 2010 »

Also habe ich meine alte SMGT wieder hergerichtet. Der Tretlagerausleger musste wieder rausgezogen werden und die fehlenden Kettenglieder musste ich wieder einsetzen: Gut, dass ich mir die aufgehoben hatte. Dann musste ich noch die Vorder- und Hinterradbremse entlüften und befüllen. Schon war die SMGT nach einem Jahr Pause wieder einsatzbereit.
Allerdings haben meine ganzen Sachen nun in nur zwei Packtaschen und den einen Backroller von Ortlieb gepasst.
Montag, 2. August 2010 – Zugfahrt von München nach Köln »

Am Morgen mach ich mich auf zum nahen Ostbahnhof für irgend einen Zug nach Norden; Kopenhagen wäre nicht schlecht. Nach etlichem Getippe der guten Frau am Schalter bekomme ich immerhin für heute abend einen Zug nach Puttgarden – über Köln. Naja, das bin ich ja gewohnt. Letztes Jahr bin ich von Flensburg über Karlsruhe heimgefahren. Mit dem Nachtzug nach Köln – ganz nobel im Schlafwagen, aber sonst gab es eh keine Plätze mehr. Die 40 Piepen extra lohnen sich wirklich. Der Schlafwagen trägt seinen Namen zurecht. Es ist leiser als im Liegewagen und die Betten sind etwas länger – und breiter. Und die Schnarchgefahr beträgt 2 zu 5 = 40 %, wenn ich keinen Denkfehler drin habe… Ein Waschbecken gibt es im Schlafwagen und einen winzigen Tisch. Mit mir reisen zwei Interrailer, die Heim nach Belgien wollen. Sie selbst sprechen französisch, aber ihr Englisch ist recht passabel. Sie haben sich in München eine Literkanne Faxe-Bier gekauft (grusel) und ich hole meinen Schlummertrunk (ein Aldibier, doppelgrusel) raus und wir trinken und ratschen noch eine ganze Weile.
Dienstag, 3. August 2010 – Köln bis Nykøbing/Falster, 46,4 km »
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Am Morgen bekomme ich im Zug ein Frühstück samt Kaffee. Es gab zwei Kaffesahne, zwei Zucker, eine Semmel, ein Croissant, Butter, Marmelade, Schmelzkäse und Orangensaft, Messer, Gabel, Löffel und eine Serviette – alles, bis auf den Kaffee in einer Pappkiste anständig verräumt. Den Kaffee habe ich im Fahrradabteil getrunken, gegessen habe ich aber in Köln auf dem Bahnhof.

Um 6:30 Uhr kam ich in Köln an und habe auf dem Bahnhof erst ein paar Fotos gemacht.

Dann bin ich im IC von Köln direkt nach Puttgarden gebrettert. Zwischen Düsseldorf und Hamburg war der gerammelt voll und ich war froh um meine Platzreservierung.

Um 14:55 Uhr war ich schon auf der Fähre nach Dänemark. Das Wetter könnte gar nicht besser sein.

Erst gegen halb Fünf zieht eine Wolkenwalze übers Land, aber es bleibt trocken.
Ich durchquere Lolland und fahre noch rüber über die Brücke nach Nykøbing/Falster und bin demnach jetzt auf der Insel Falster. Auf der Straße 9, bald nach der großen Brücke nach Falster, kommt nach einer kleine Brücke, die über die große Straße führt. Dort ist linkerhand ein Supermarkt; da habe ich eingekauft. Dann bin ich die Ehrenrunde auf die kleine Brücke gefahren und die Österbrogade geradeaus direkt zum Campingplatz.

Dank "Archies Camping", einer Sammlung aller Campingplätze im Internet, kam ich dort auch genau hin. Der Platz war spottbillig (45 Dkr, Dusche inklusive). Um halb Acht ist mein erstes Nachtlager aufgeschlagen.
46,4 km, 3h 20m, 14 km/h Schnitt
Mittwoch, 4. August 2010 – Nykøbing/Falster bis Køge, 109 km »
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Da das Duschen im Preis inbegriffen ist, nutze ich die Gelegenheit, dann fahre ich mit nassen Haaren los.

Mittags hole ich mir in Stubbekøbing beim Aldi u.a. einen 12-fach konzentrierten Sirup, der dann bis zum 10.8. (Ulricehamn) gehalten hat.

Auf die kleine Fähre (45 Dkr) muss ich nicht lange warten; und bald bin ich auf der kleinen Insel Bogø. Aber ich fahre gleich rüber auf die Insel Møn.

Dort auf Møn schaue ich mir dann ein Hünengrab an, das direkt am Weg liegt.

Vor der Brücke nach Själland hätte mich fast noch ein LKW auf die Hörner genommen – was für ein Vollidiot.

In Harlev kaufe ich ein – im selben Supermarkt, an dem mich und Jona letztes Jahr der alte Mann um Pfanddosen angebettelt hatte. Fast hat mir der Alte gefehlt.

Aus lauter Trotz schlage ich in Köge mein Zelt exakt auf dem Platz vom Vorjahr auf.
109 km (+ 2 km Fähre), 7h 12m, 15 km/h Schnitt
Donnerstag, 5. August 2010 – Køge bis Helsingør, 82 km »
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Die Strecke von Køge nach Helsingør ist jedes Jahr dieselbe und jedes mal gleich øde. Ein Radfahrer mit Gepäck überholt mich, den ich wieder treffen sollte.

Um kurz vor 4 Uhr sind die Einkäufe in Helsingør erledigt und ich fahre dort auf den Zeltplatz. Dort treffe ich wieder auf den Radfahrer.

Diesmal gehe ich vom Zeltplatz sogar zum Strand rüber – ein Fehler, denn er ist steinig, dreckig und langweilig. Dafür ist das Wetter immer noch bestens.
82 km, 5h 27m, 15 km/h Schnitt
Freitag, 6. August 2010 – Helsingør bis Örkeljunga, 65 km »
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Das Wetter könnte besser sein. Es ist bedeckt und windig, aber wenigstens trocken. Der Radfahrer fährt noch vor mir los. In Helsingør werde ich noch die dänischen Pfanddosen los. Um Viertel nach 10 Uhr morgens schon stehe ich an der Fähre nach Schweden.

Dann fahre ich genau so durch Helsingborg, wie ich es mir vorher auf Google Street View ausgeguckt und in den GPSr eingegeben hatte. Genial! Einen besseren Weg raus aus der Stadt gibt es wohl nicht mehr. Und da noch mal die Stelle in
StreetView.
Wie immer treffe ich auf den Rausvägen und fahre durch schwedische Felder. Hier vor den Bergen ist das Land recht eintönig. Das Wetter ist auch nicht mehr das Beste.

Hinter Astorp erwischt mich dann der Regen. Und nachdem der gleich gar nicht mehr aufhören will, fahre ich halt im Regen weiter. Aus dem Platz- wird ein Nieselregen, der bis Örkeljunga nicht mehr aufhört. Um halb drei Uhr baue ich mein Zelt im Nieselregen auf – diesmal mit Vorzelt – und prompt hört der Regen auf. Und wer kommt? Der Radfahrer von gestern. Er hieß Stephen und kam von südlich von London durch die Niederlande angeradelt und hatte sich an dem Tag dezent verfahren und neidete mir mein GPSr sichtlich. Er wollte noch bis nächsten Freitag in Stockholm sein, weil dort sein Flieger heim ginge. Wir waren uns beide nicht sicher, ob er das schaffen würde – ich zweifelte zwar nicht an seinem Können, aber bei den Navigationskünsten wäre er am Freitag sicher irgendwo gewesen, nur Stockholm wäre dann vermutlich ganz woanders. Ich riet ihm ein Stück der Tour mit der Bahn zu fahren und erklärte ihm das mit den Zügen in Schweden, dass nicht alle Fahrräder mitnehmen und riet ihm, mal auf dem nächsten Bahnhof, evtl. in Jonköping, nachzufragen, ob und wie das möglich sei, ehe er nicht mehr rechtzeitig ankäme. Er wollte erst mir mir radeln, aber ich will ja nach Norden und er nach Nordosten.
65 km, 5h 6m, 13 km/h Schnitt
Samstag, 7. August 2010 – Örkeljunga bis Unnaryd, 92 km »
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Es scheint schon wieder die Sonne und ich fahre über Nebenstraßen, allerdings lotst mich die Autorouting-Funktion des GPSrs so oft in die Irre, dass ich sie abschalte. An dem Übernachtungsplatz vom letzten Jahr lagern und baden lauter Leute, weil es ja Samstag ist und warm. Ich fahre weiter bis nach Unnaryd. Böse Überraschung, denn der Laden dort im Ort macht schon um 14 Uhr zu; ich kam jedoch erst um kurz vor Fünf dort an.

Ich kaufte dann "Würste" und Gulaschsuppe auf auf dem Zeltplatz ein; Würste in Anführungsstrichen, weil nach der Zutatenliste das bei uns nicht mal als Hundefutter durchgehen würde! Immerhin sind 33 % Fleisch drin, aber der Rest… Innereien (Herz, Lunge), Blut und Bindegewebe und das übliche Kartoffelpüree. Würg!
Dafür bin ich das einzige Zelt dort unten am See.
92 km, 8h 17m, 11 km/h Schnitt
Sonntag, 8. August 2010 – Unnaryd bis Hestra, 62 km »
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Böse Überraschung: Es regnet! Und es will gleich gar nicht mehr aufhören. Ich packe mittags im Regen ein, fahre im Regen los und komme im Regen an. Bäh! Unterwegs betreibe ich ein wenig Geotagging für OpenStreetMap und erfasse einige neue Straßen und deren Zustand mit dem Fotoapparat im GPSr – der ist wenigstens wasserdicht. Immerhin habe ich eine halbe Etappe geschafft und bin auf dem Lagerplatz vor Hestra angekommen.
62 km, 6h 44m, 9 km/h Schnitt
Montag, 9. August 2010 – Hestra bis Ulricehamn, 52 km »
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Es regnet immer noch und wieder warte ich bis Mittag, als der Regen kurz nachlässt, packe ich zusammen und fahre los. Wieder nehme ich lauter Nebenstraßen – manchmal sind das Schwdische Landstraßen (Sandpisten). Dafür hört irgendwann der ewige Regen auf.

Einkaufen in Gallstad

In Gallstad fahre ich von der 157 gleich wieder runter nach Vegby, denn dort verläuft der Radweg nach Ulricehamn auf einem ehemaligen Bahndamm, meist direkt am Ufer des Asunden. Sogar ein Tunnel ist dabei. Letzes Jahr wusste ich noch nichts von dem Radweg und habe mich über die Berge auf der 157 nach Ulricehamn gequält.
52 km, 4h 10m, 13 km/h Schnitt
Dienstag, 10. August 2010 – Ulricehamn, 8 km »

Ruhetag. Am Morgen sah es noch düster aus, aber am Mittag kam die Sonne raus. Ich habe mal meine ganze Wäsche gewaschen und aufgehängt und bin am Nachmittag dann zum Einkaufen in die Stadt gefahren. Dann habe ich mich an den Compi gesetzt und den ganzen Text bis hier runtergetippt. Die Abendsonne schien bis zum letzten Moment ins Zelt und als sie hinter dem Hügel verschwand wurde es augenblicklich 10 °C kälter. Ohne Wind würde mein Zelt sicher zutauen.
Mittwoch, 11. August 2010 – Ulricehamn bis Langared, 92 km »
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Richtig! Das Zelt war am Morgen innen klitschnass. Im Regen abgebaut. Beim Bezahlen wollten die allen Ernstes 400 Skr für die beiden Nächte haben! Dabei hat der Platz nicht mal einen Aufenthaltsraum und der Abfallcontainer stank ganz erbärmlich – eine Zumutung, da seinen Müll reinzutun. Ich habe sie immerhin auf 300 Skr "runter"gehandelt, aber geschworen, nie wieder zu kommen. Kann ich nur jedem empfehlen: Macht einen großen Bogen um den südlichen Campingplatz in Ulricehamn!

Auf dem Radweg, wieder (bzw. "immer noch") auf einer ehemaligen Bahntrasse, bin ich bis Timmele gefahren und dann quer durchs Land. Das Wetter wurde wieder schlechter.
Auf den letzten 10 km kam eine gräßlich lange und steile Rampe – und natürlich hat es in strömen zu Regnen begonnen. Ich habe mich unter einer Tanne untergestellt; die war glücklicherweise so dicht, dass ich trocken blieb. Als der Schauer vorüber war, bin ich weiter; Es blieb zwar feucht, aber das schlimmste war zum Glück vorbei. In der Ortschaft am See hatte ein Winzladen auf, wo ich das Wichtigste einkaufen konnte. Dann ging die Platzsuche los. Den Ort, an dem ich das ortsübliche Strandbad vermutete, stellte sich als Schilfflecken heraus. Also musste ich weiter.

Aber schon der nächste Versuch war gelungen; ich fand auf einer Kuhweide direkt am Wasser einen kleinen, aber feinen Platz. Die Kühe waren zum Glück schon weg, das Gras kurz abgeweidet und auf dem ausgesuchten Flecken auch keine Hinterlassenschaften der Kühe.
GPX-Track
92 km, 6h 45m, 14 km/h Schnitt
Donnerstag, 12. August 2010, Langared bis Frederikshavn, 83 km »
Habe mich umentschieden und fahre nach Göteborg und dann mit der Fähre nach Dänemark. Wow! Hat geklappt wie im Bilderbuch. Abends um halb Neun sitze ich schon auf dem Zeltplatz in Fredrikshavn. Das Wetter unterwegs war so gut, dass ich mich sogar mit Sonnencreme einschmieren musste.

Irgendwann habe ich sogar mal wieder eine ehemalige Bahnlinie mit Radweg drauf gefunden; Die hat mich dann direkt nach Göteborg geführt. Die Radwegbeschilderung in der Stadt ist bestens. Ein gelbes Velomobil ist mir in der Stadt begegnet, aber ich konnte nicht mal sagen, welches, so überrascht war ich.

Die Vier-Uhr-Fähre habe ich zwar knapp verpasst – losfahren habe ich sie sehen – aber um 6 Uhr ging schon die nächste. Da bin ich noch ein wenig durch die Stadt gegondelt und habe für die Fähre Essen eingekauft. Ich habe mich dann für die Schnellfähre für 540 SEK entschieden, weil die eine halbe Stunde eher fährt als die normale und obendrein eine Stunde schneller ist.
Schotten dicht in der Fähre:
Filmchen
Tatsächlich wäre ich mit er normalen Fähre so spät gekommen, dass der Campingplatz schon geschlossen hätte. Die Schnellfähre machte ihrem Namen alle Ehre und ist mit bis zu 70 km/h übers Meer gebrettert. Die genaue Fahrtroute habe ich dank GPSr nun auch und so habe ich auch die Geschwindigkeit gemessen.

Das Wetter zog allerdings unterwegs zu und in Dänemark tröpfelte es bei der Ankunft. Auf dem Platz war es aber schon wieder vorbei mit dem Regen und ich konnte in Ruhe das Zelt aufbauen. An der Rezeption sagte man mir, dass es in der Nacht stark regnen würde und so habe ich gleich auch das Vorzelt mit aufgebaut.
Eben (22.00 Uhr) fängt der versprochene Regen an. Der Notebook-Akku ist noch nicht ganz voll, aber was soll's; vielleicht gehe ich jetzt einfach in die Heia. Überraschung am Zelt: Der Wind hat den Regen bis ins Vorzelt gedrückt und dort die Plane in eine Pfütze verwandelt. Egal.
GPX-Track
83,3 km und 92 km auf der Fähre, 5h 57m und 2h 48m auf der Fähre, 14 km/h Schnitt
Freitag, 13. August 2010 – Fredrikshavn bis Nibe, 95 km »
In der Nacht kam zum Regen noch Sturm dazu und ich musste irgendwann das Vorzelt niederlegen. Am Morgen schien dafür dann wieder die Sonne. 85 Dkr für den schicken Platz ist fair.

Eine Steinzeitsiedlung, von der nur noch die Keller erhalten sind, habe ich mit hinter Fredrikshavn angesehen.

Ich habe mich hauptsächlich über Nebenstraßen durchgeschlagen, nur durch Alborg war's natürlich wieder laut und stinkig. Dafür musste ich einfach nur geradeaus durch und hatte immer einen Radweg.

In Aalborg habe ich auch Essen und neuen Brennspiritus gekauft.

Dann bin ich über den Gammel Nibevej bis nach Nibe gefahren und habe dort direkt am Strand für 123 Dkr mein Zelt aufgeschlagen.
GPX-Track
95,3 km, 6h 47m, 14 km/h Schnitt
Samstag, 14. August 2010 – Nibe bis Vinderup, 94 km »
Ich bin das erste Stück über die ehemalige Bahntrasse gefahren und dann über ruhige Nebenstraßen. Dann ist mir aber eingefallen, dass ja Samstag ist und ich habe mich beeilt, weil ich fürchtete, später am Tag keinen offenen Laden mehr zu finden. Also habe ich es tatsächlich geschafft, um halb Sechs in Vinderup zu sein – nur um zu festzustellen, dass der Superbrugsen dort schon um 5 Uhr zumacht. Da entecke ich im "Hinterhof" des Superbrugsen einen Fakta-Laden, der bis um 18.00 Uhr auf hat – sogar sonntags! Allerdings geht mir langsam das Geld aus. Nach dem Einkauf stelle ich obendrein fest, dass alle Bankautomaten nur dänische Karten, aber keine EC-Karte akzeptieren. Pech gehabt. Ich gehe also fast ohne Geld auf den Campingplatz in Vinderup und erzähle denen auch gleich von meinem Problem. Die jungen Leute dort sind sehr hilfsbereit und telefonieren rum. Der Eintritt für Hjerl Hede kostet – selbst mit dem Campingplatzrabatt 85 Dkr – mehr als ich noch habe. Ich gucke dank freiem W-LAN dort auf dem Platz auf meinem Konto nach, doch da ist genügend Geld drauf; daran kann es also nicht liegen. Ich lasse es für morgen darauf ankommen…
Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht, weil die Platzkatze meinen Fressnapf leerleckte. Ein prächtiger Sternenhimmel samt Milchstaße spannte sich auf. Ich konnte problemlos alle fünf Sterne im Sternbild Leier sehen – für mich das Zeichen einer klaren Nacht. In München hatte ich solch einen Anblick noch nie.
GPX-Track
93,5 km, 6h 24m, 14 km/h Schnitt
Sonntag, 15. August 2010 – Vinderup bis Hjerl Hede und zurück, 14 km Rad und 4,5 km in Hjerl Hede »

Der Morgen ist bewölkt, doch am Vormittag kommt die Sonne raus und es wird wolkenlos.

Alles klar in Hjerl Hede! Nicht nur, dass ich mit EC-Karte den Eintritt zahlen kann, nein, ich kann dort im Museum sogar an der Kasse Geld abheben! Das ist doch mal ein Service! Allerdings ist nicht so viel los wie im Juli.
Ich radle das Stück wieder zum Zeltplatz zurück und dann gleich in den Sonntags-auf-Fakta-Laden zum Einkaufen. Als Extras kaufe ich heute Chips und Kaffee.

Am späten Nachmittag ziehen fiese Wolken auf und ich ziehe das Vorzelt hoch, aber es bleibt erst mal trocken. Das kostenlose W-LAN im Aufenthaltsraum nutze ich reichlich.
GPX-Track
14 km, 51m, 16,5 km/h Schnitt
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Montag, 16. August 2010 – Vinderup bis Söndervig, 75 km »
Es regnet in der Nacht. Ich wache um 6 Uhr auf, aber am Vormittag nieselt es und bleibt regnerisch. Ich kürze die Strecke von Henne Strand (120 km) auf Hvide Sande oder sogar Söndervig. Die Platzbesitzer vergessen, mir meine Campingcard, zu geben, weil sie auf eine Beerdigung müssen. Erst als sie schon weg sind und ich auch fahren will, fällt mir das auf.

Wenigstens regnet es nicht mehr und ich fahre mittags mit Rückenwind los. Es bleibt bedeckt, ist aber warm. Nach einem kurzen Stück auf der 11 südlich von Holstebro fahre ich über Kieswege durch ein Naturschutzgebiet voller Heide und Wälder. Dank Rückenwind komme ich gut voran, bleibe über Nacht aber in Söndervig, denn das Wetter sieht nicht mehr so gut aus.
An der Rezeption telefoniert die Dame mit mit dem Zeltplatz in Vinderup und die scannen die Campingcard und schicken sie per Email. Ich vergesse ein Zeltfoto zu machen. Das Vorzelt baue ich nicht auf, brauche es am nächten Morgen auch nicht.
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74,6 km, 4h 40m, 16 km/h Schnitt
Dienstag, 17. August 2010 – Söndervig bis Henne Strand, 58 km »
Es ist am Morgen zwar neblig, aber trocken.

Ich komme mittags los und radle durch die Dünen bis Henne Strand.

Ich mache wieder ein Foto an der Betonsperre, an der wir vor zwei Jahren schon umgedreht sind und ich letztes Jahr mit Jona auch schon ein Foto gemacht hatte.
Hinter Lönne fängt es zu regnen an und hört nicht mehr auf. Ich fahre in Henne Strand erst mal einkaufen und baue dann auf dem Campingplatz im Ort das Zelt im Regen auf und esse ein Brot; zum Kochen ist es zu stürmisch, außerdem habe ich keinen rechten Hunger. Am Abend wird der Regen stärker und Sturm kommt auf. Ich kann die ganze Nacht kaum schlafen.
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57,7 km, 3h 46m, 15 km/h Schnitt
Mittwoch, 18. August 2010 – Henne Strand »
An Weiterfahren ist kein denken, denn es ist sürmisch mit Dauerregen. Ich wage es, mir im Zelt einen Kaffee zu kochen, was angesichts des Sturms gar nicht so einfach ist, denn der böige Wind drückt immer wieder mit Gewalt gegen das Zelt und schüttelt es durch. Am späten Vormittag dann setze ich mich in die Küche mit Aufenthaltsraum und werfe den Compi wieder an. Nach 3 Uhr nachmittags hört der elende Regen auf. Ich werde wohl mal zum Einkaufen schlendern.
Ich bin dann bis abends um 8 am Compi gesessen.
Donnerstag, 19. August 2010 – Henne Strand bis Skærbæk, 96 km »

Wie versprochen, ist das Wetter wieder gut. Es hängen dicke, weiße Wolken am Himmel und die Morgensonne scheint ins Zelt. Ganz in der Früh ist noch ein Regenschauer niedergegangen, aber das war's dann auch schon.

Ich komme um 11 Uhr los und fahre fast die übliche Strecke; nur den Myrtuevej lasse ich aus wegen der schlechten Wegbeschaffenheit.

Da der Wind meistens von hinten kommt, bin ich schon um halb Fünf in Skærbæk. Ich werde wohl langsam wieder fitter, denn ich bin heute einen (reinen Fahrt)Schnitt von 20 km/h gefahren.
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95,7 km, 5h 35m, 17 km/h Schnitt
Freitag, 20. August 2010 – Skærbæk bis Husum, 110 km »

Und wieder ein Sternenhimmel mit Milchstaße mitten in der Nacht. Leider kann ich mit der Kompaktkamera nur 15 Sekunden belichten.

Vorbei ist's mit dem Rückenwind; jetzt kommt er von vorne. Außerdem tröpfelt es schon beim Losfahren. Aber dann hält das Wetter durch. Ich fahre über Schleichwege nach Deutschland und dort dann immer hinterm Deich bis nach Husum. Das Wetter hat sich bis auf einen kurzen Schauer gehalten.

Dort in Husum suche ich eine Bank und einen Supermarkt, doch erst nach ein paar Irrfahrten finde ich beides. Der Campingplatz ist ganz draußen am Deich und kostet 10 €. Mit den anderen Radfahrern, dir dort auf dem Platz ankamen, saß ich noch bis spät in die Nacht und wir haben geratscht und Fotos angeguckt.
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11 km, 7h 27m, 15 km/h Schnitt
Samstag, 21. August 2010 – Husumer Stadtrundfahrt, 7,4 km »
Tja, war nichts mit dem Zug morgen. Eigentlich wäre ich dann nach Forchheim gefahren, zur Eichlerin und von dort aus am Montag und Dienstag nach München geradelt. Ich hätte einen Zug für Montag bekommen, hätte aber schon um 5 Uhr morgens am Bahnhof sein müssen. Da habe ich dann doch lieber den Zug am Dienstag genommen. Da komme ich dann abends direkt in München an. So endet die Radreise halt schon in Husum. Was soll's. Nachdem ich am Bahnhof eine halbe Stunde verbracht hatte, bin ich noch zum Einkaufen gefahren und dann wieder zum Zelt. Der Aufenthaltsraum in Husum ist kahl und riecht seltsam, aber es gibt eine gemütliche Essecke neben der Küche.
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7,4 km
Sonntag, 22. August 2010 – Fotos, 2,4 km »
Das Wetter ist wieder etwas besser und ich gehe ans Meer und mache Fotos.
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2,4 km
Dienstag, 24. August 2010 – Husum bis München »

Aufgestanden bin ich um 5:45 Uhr. Der Sturm war gräßlich die ganze Nacht, nur die Regenschauer hatten irgenwann aufgehört. Ich habe alles zusammengepackt und bin mit viel Rückenwind zum Bahnhof geblasen worden.
In Hamburg mitten auf dem Bahnsteig bin ich in einer Imbissbude sogar die ganzen leeren Bierdosen losgeworden, die sich so im Laufe der letzten Tage angesammelt hatten, Dafür habe ich der guten Dame von dem Pfandgeld gleich eine Bockwurst abgekauft.
Der Zug nach Stuttgart hatte am Schluss 15 Minuten Verspätung und es würde knapp werden mit dem Anschluss nach München, doch die wussten bescheid und haben gewartet. Vor Augsburg wurde es dann dunkel und mein Rücklicht geht nicht, so was blödes. In Schweden ging es noch. Wahrscheinlich ist es abgesoffen. Im Zug habe ich mal die Stecker bewegt, dann ging es auf dem Bahnsteig in München doch. Ich bin dann über den Hofgarten und um den Bayerischen Landtag herum heimgefahren.
3,4 km in Husum und 6,6 km in München
Das sind 1.242 km, wenn ich mich nicht verrechnet habe.
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